Die Schilddrüse

Was genau ist eigentlich die Schilddrüse?

schnelle Hilfe bei Hashimoto mit dies Tipps für die richtige BehandlungDie Schilddrüse ist weit größer als alle anderen endokrinen Drüs­en des Körpers, woraus man ihre zentrale Stellung im Hormonsys­tem ableiten kann. Woraus entsteht diese besondere Stellung?

Die Schilddrüse kann Jod, das wir in den Mitochondrien zur Energie­gewinnung brauchen, an eine Aminosäure koppeln und damit ge­zielt in die Zellen einbringen. Jede Körperzelle verfügt zwar über die rudimentäre Gabe, Jod über einen eigenen Transporter aufzu­nehmen, und kann auf diese Weise etwa ein Fünftel ihres Bedarfs decken, doch unser Energiebedarf ist weit höher und kann nur über die Tätigkeit der Schilddrüse gedeckt werden.

Ohne diesen Beitrag sind Wirbeltiere prinzipiell nicht lebensfähig. Wir brau­chen weit mehr Energie, als uns über diesen primitiven Mecha­nismus zur Verfügung stehen würde. Ohne Schilddrüsenhormone würden wir auskühlen, die Lebensfunktionen würden sich immer weiter verlangsamen, das Herz würde immer langsamer schlagen, der Blutdruck würde sinken, die Stoffwechseltätigkeit der Zellen würde zum Erliegen kommen und der Tod würde eintreten. Jod ist für den Stoffwechsel ein Lebenselixier vergleichbar dem Sau­erstoff, der über die Lunge in die Blutbahn kommt und dort die Energiebildung ermöglicht. Jod und Sauerstoff sind es, die uns warm und feucht machen, und nur dort, wo beides in ausreichen­den Mengen vorhanden ist und gut dosiert wird, ist Gesundheit überhaupt möglich.

Jod, T3 und die Schilddrüse

Bei genauerem Hinsehen ist das zur Verfügungstellen von Jod durch die Schilddrüse ein komplexer Prozess, der bislang auch nur unzureichend erforscht ist. Wir wissen, dass die Schilddrüse Jodatome Reste an Reste einer Aminosäure, das Tyrosin, koppelt. Zwei dieser Reste verschmelzen zu Trijodthyronin (T3) oder Tetra­jodthyronin (T4, bekannt auch als Thyroxin). T3 ist das wichtigste Hormon für die Stoffwechselaktivierung, T4 ist beinahe unwirk­sam und gilt als Reservoir. T3 kann sich unter Abspaltung von Jod oder Austausch von Untergruppen am Benzylring in neue Unter­hormone verwandeln, Thyronine, Thyronamine und Thyroacetate, von denen es eine große Anzahl gibt, und die die Wirkung von T3 unterstützen oder hemmen können und die auch eigene Wirkungen haben.

Aber selbst T3, das in der Struktur verdreht wird zu reverse T3 (rT3), hat eine ganz andere Wirkung. Es wirkt stoffwechsel­neutral, hat aber eine deutliche stresslindernde Wirkung, weil es die Ausschüttung von Nebennierenhormonen bremst. Auch ande­re Unterhormone, die ein oder zwei Jodatome aufweisen, zeigen Wirksamkeit. Der Energiestoffwechsel wird sehr fein über eine Mischung verschiedener Unterhormone bedient, von denen man­che aktivierende und andere bremsende Wirkung haben, und unter diesen Wirkungen gibt es solche, die als klare Steuerfunktion an­derer Hormondrüsen aufgefasst werden können.

Monojodthyronin und Dijodthyronin beispielsweise regen die Libido an, was die Ausschüttung von Hormonflüssen im Bereich des Hypothalamus, der Hypophyse und der Geschlechtsdrüsen zur Folge hat. Diese Unterhormone scheinen auch eine große Rolle bei der Steuerung des Appetits und der Gewichtsregulation zu spielen. Steht ihr Spie­gel in einem guten Verhältnis zu dem anderer Schilddrüsenhormo­ne, sind Menschen schlank und haben eine geordnete Nahrungs­aufnahme. Ein Mangel an diesen Hormonen, wie er oft bei einem Hormonersatz mit hohen Dosen von Thyroxin (T4) auftritt, hat un­weigerlich Übergewicht zur Folge, das allein aus einer Dysbalance von Schilddrüsenhormonen entsteht.

Welche Funktion bzw. Aufgaben hat die Schilddrüse?

Eine weitere wichtige Aufgabe der Schilddrüse ist die Steuerung des Kalziumstoffwechsels über Calcitonin. Dieses Hormon wird in den C-Zellen gebildet. Es hemmt den Knochenabbau durch Ein­bau von Kalzium und Phosphat in den Knochen und durch die Hemmung von abbauenden Zellen, den Osteoklasten, die sonst zu einer Verminderung der Knochensubstanz führen würden.

Eine gesunde Schilddrüse übernimmt eine sehr feine Steuerungs­funktion im Hormonsystem. Fehlt die Schilddrüse oder ist sie deutlich erkrankt, äußert sich das in einer Vielzahl von körperli­chen und geistigen Beschwerden.

Welche Symptome gibt es bei Schilddrüsenerkrankungen?

  • stimmung-hashimotoMüdigkeit und Erschöpfung
  • Gewichtszunahme
  • langsamer Herzschlag
  • erhöhte Leberwerte
  • erhöhte Blutfettwerte
  • langsame Verdauung, Verstopfung
  • Frieren und Kälteempfindlichkeit
  • Wassereinlagerungen
  • Spannungskopfschmerz
  • Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich
  • Haarausfall, trockenes Haar, trockene Haut
  • brüchige, splitternde Fingernägel
  • langsames Wachstum der Haare und Nägel
  • raue bis heisere Stimme
  • Ohrgeräusche
  • Schwerhörigkeit
  • Kribbeln und Missempfindungen
  • einschlafende Arme
  • Störung der Libido
  • Potenzprobleme bei Männern
  • Zyklusstörungen bei Frauen
  • Unfruchtbarkeit und Fehlgeburt
  • Konzentrationsprobleme
  • schlechtes Kurzzeitgedächtnis
  • schlechtes Namensgedächtnis
  • wenig Energie und Antrieb
  • depressive Verstimmungen
  • grüblerische Stimmungen
  • Ängste und Panikattacken

Die Struktur einer Schilddrüse

Als vor einigen Jahrzehnten die Ultraschallgeräte in die Arztpraxen Einzug hielten und man plötzlich die Schilddrüse auf dem Bild­schirm in ihrer Größe und Struktur darstellen konnte, erlebten Un­tersucher eine große Überraschung. Kaum eine der untersuchten Personen zeigte eine makellose Schilddrüse und war in der Hin­sicht als gesund anzusehen.

Ein Großteil der Menschen wies eine Schilddrüse auf, die wie eine Landkarte verschiedenste krankhafte Einflüsse aufgezeichnet und bewahrt hatte. Das Organ erzählte, mal mehr, mal weniger eindringlich, eine Geschichte zahlreicher Schädigungen und ihrer Vernarbung und Ausheilung. Es war die Saga vom Stress. Die Schilddrüsen wiesen zum Großteil Entzündungsreaktionen auf, die in bestimmten Situationen aufgetreten waren, sich aber auch wieder zurückbilden konnten. Diese Reakti­onen schufen bei manchen Betroffenen durch Vernarbungsprozes­se knotige Strukturen, bei anderen führten sie zur Auflösung eines Teils der Schilddrüse. Manchmal wuchs die Schilddrüse unter diesen Einflüssen, dann wieder schrumpfte sie.

Manche Patienten zeigten die dunklen Zonen einer aktiven Entzündung, andere wie­sen eine narbig verhärtete Schilddrüse auf. In einigen extremen Fällen formte sich die Schilddrüse fast bis zur Unkenntlichkeit um und wirkte gar nicht mehr wie Drüsengewebe. Dabei kam es vor, dass die Schilddrüse mit den umliegenden Geweben verklebte, die daraufhin ebenfalls durch Entzündungsfolgen und Vernarbun­gen entstellt waren. Die Häufigkeit dieser Veränderungen war das Erschreckende und es stellte sich die drängende Frage über die Ursachen und ihre Bedeutung für die Betroffenen. In dieser Situ­ation ist unglücklicherweise ein Art Abwehrreflex der Medizin in Bezug auf die Einstufung dieser Erscheinungen entstanden, eine Panik vor diesem Phänomen und seiner unklaren Bedeutung und Konsequenz.

Knoten in der Schilddrüse

was-tun-bei-hashimotoDie Folge ist die, dass heute jedem Menschen, der eine »knotige« Struktur in der Schilddrüse erkennen lässt, eine Operation empfohlen wird mit dem Hinweis, es könne sich um Krebs handeln oder sich zu Krebs entwickeln. Es seien »kalte« Knoten oder »heiße« Knoten oder beides, was jedenfalls weg­müsse. 150 000 Menschen in Deutschland unterziehen sich über diese Schiene der medizinischen Industrie jährlich einer Operati­on, die sich auf die Entfernung von Schilddrüsen spezialisiert hat.

Die »gute« Nachricht wird nach vollzogener Tat nachgeliefert: Es sei doch alles gutartig gewesen. Das ist schön, jetzt könne man sich auf den Hormonersatz mit einer Tablette konzentrieren, dieT4 enthält, die wichtigste Hormonvorstufe, aus der alle anderen Schilddrüsenhormone gebildet werden könnten, weshalb es auch gar kein Problem sei, dass von nun an die größte und wichtigste Hormondrüse des Körpers fehle.

Einige hunderttausend andere Menschen jährlich haben keine knotigen Veränderungen, zeigen aber eine entzündliche Schrump­fung der Schilddrüse und eine Schwäche der Hormonbildung. Diese werden seit einigen Jahren zunehmend unter der Diagnose »Hashimoto-Thyreoiditis« subsumiert.

Autoimmunerkran­kung der Schilddrüse

Diese Autoimmunerkran­kung der Schilddrüse sei unheilbar, bekommen viele Patienten in vielen Arztpraxen gesagt. Unweigerlich würde diese Autoimmunerkrankung im Laufe des Lebens zur Auflösung der Schilddrüse und daraus resultierender Abhängigkeit von einem Hormonpräpa­rat führen. Eine solche Entzündung wird auch häufig mit Schwan­gerschaftsabbrüchen in Verbindung gebracht. Der Grund ist, dass der Körper nicht genug aktive Hormone bekommt.

Manchmal wird bei dieser Autoimmunerkrankung die operative Entfernung der Schilddrüse empfohlen, vor allem dann, wenn einige Zonen der Schilddrüse knotig wirken. In anderen Fällen wird auch hier die Einnahme von T4 empfohlen. Viele Patienten klagen über die fehlende Einfühlsamkeit mancher Ärzte, die nur ungenügend über alternative Behandlungsmethoden aufklären und in manchen Fällen sogar eine zusätzliche Depression diagnostizieren, die sie mit Antidepressiva behandeln möchten, um den Serotoninspiegel im Gehirn zu stabilisieren.

Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Zudem hat eine Studie ergeben, dass es nichts bringt, Schilddrüsenunterfunktionssymptome mit einer Erhöhung von L-Thyroxin beheben zu wollen, die Lebensquali­tät steige dabei nicht.12 Wenn man eine Erklärung sucht, warumdie Schilddrüse eine Entzündung hat, was ja auch ein Zeichen der Überforderung ist, dann kann das nur im Zusammenspiel mit ei­ner gestörten Funktion der Nebennieren erklärbar sein und nicht einzig an einem Mangel an Schilddrüsenhormonen liegen. Betrof­fene merken das häufig daran, dass ihre Abgeschlagenheit, Müdig­keit und depressive Verstimmung durch die Gabe von L-Thyroxin nicht verschwinden.

Das ist auch bei Tina der Fall. Ihr Job und das ewige Pendeln zwischen verschiedenen Zeitzonen schwächen ihren Körper mehr, als sie sich eingangs eingestehen wollte. Sie ist quasi permanent erschöpft. Eine ärztliche Untersuchung hat eine Schwächung ihrer Schilddrüse ergeben, Ihr Arzt sprach von Hashimoto-Thyreoiditis. Das passt zwar zu Tinas Symptomen der Erschöpfung, Abgeschla­genheit und den Einschlafproblemen, doch die Schilddrüsenme­dikamente, die ihr der Arzt verschrieben hat, helfen nicht einmal ansatzweise. Es wird nicht besser und das wirkt sich nicht zuletzt auch auf Tinas Beziehung aus – Lust auf Sex verspürt sie näm­lich schon lange nicht mehr und so kommen auch wieder die alten Zweifel auf.

Die Schilddrüse wird häufig auch als »die zarte Dirigentin« be­zeichnet. Über die Schilddrüse werden die beiden anderen großen Hormondrüsen, die Nebenniere und die Geschlechtsdrüsen, be­einflusst. Wenn die Schilddrüse ihre Funktion einbüßt, fallen wie Dominosteine alle anderen Drüsen in sich zusammen. Die Neben­niere erschöpft sich im Burnout und auch die Geschlechtsdrüsen stellen ihre Funktion ein.

Quelle: Die heimlichen Chefs im Körper von Dr. Berndt Rieger